Wir feiern am heutigen 3. Oktober 2020 die Wiedervereinigung unserer Nation – 30 Jahre Deutsche Einheit. Wir hatten das große Glück, dass viele positive Umstände zusammenkamen, die die friedliche Revolution möglich machten und es ist ein wichtiger Tag für unsere deutsche Geschichte. Seit drei Jahrzehnten Jahren leben endlich wieder alle Deutschen in unserem freien und geeinten Heimatland. Unsere tief empfundene Dankbarkeit gilt den friedlichen Revolutionären in der damaligen DDR, deren Mut und Entschlossenheit gegen die SED Diktatur, die Wiedervereinigung möglich gemacht hat.
Dies war die Voraussetzung für Bundeskanzler Helmut Kohl den Prozess der Wiedervereinigung politisch zu gestalten und die Deutsche Einheit zu ermöglichen. Unterstützung erhielt Helmut Kohl dabei von der CDU/CSU, dem Außenminister Hans-Dietrich Genscher und dessen FDP sowie außenpolitisch durch die Rückendeckung des US-Präsidenten Georg H. Bush und das Entgegenkommen von Michail Gorbatschow sowie das Handeln Polens, Ungarns und der Tschechoslowakei.
Auch gegen innenpolitische Widerstände musste sich Helmut Kohl damals durchsetzen. Ein Punkt der heut oftmals zu kurz kommt. Ohne Helmut Kohl, heute als „Kanzler der Einheit“ gefeiert, und die CDU/CSU wäre eine Wiedervereinigung womöglich nicht zustande gekommen. Die Union war seinerzeit die letzte politische Kraft, die noch an diesem Ziel der Wiedervereinig festgehalten hat.
Helmut Kohl schrieb dem Staatsratsvorsitzenden der DDR, Erich Honecker, anlässlich dessen Staatsbesuches in Bonn 1987, ins Stammbuch: „Das Bewusstsein für die Einheit der Nation ist wach wie eh und je, und ungebrochen ist der Wille, sie zu bewahren.“
Doch SPD und die Grüne dachten im gleichen Jahr, 1989 (!), noch ganz anders. Viele Grüne und Sozialdemokraten bekämpften die Wiedervereinigung und wollen heute nichts mehr davon wissen, aber wenn es damals einen SPD-Kanzler gegeben hätte, läge die Wahrscheinlichkeit der Wiedervereinigung bei null.
Der später Außenminister Joschka Fischer (Grüne) sagte am 20. September 1989 im Hessischen Landtag: „Diese Wiedervereinigung will außer den deutschen Konservativen und außer jenen, die aufgrund verhinderter Reformen in der DDR keine andere Perspektive mehr sehen, in Europa und in der Welt niemand. [?] Vergessen wir die Wiedervereinigung! [Sie glauben daran, ich glaube nicht daran.] Warum halten wir nicht für die nächsten 20 Jahre die Schnauze darüber?“
Einen Eklat provozierte im Mai 1989 Gerhard Schröder (SPD), als er im niedersächsischen Landtag die Wiedervereinigung als pure Illusion abtat. Der damalige SPD-Oppositionsführer in Niedersachsen legte am 12. Juni 1989 in „Bild“ nach und erklärte: Nach 40 Jahren Bundesrepublik sollte man eine neue Generation in Deutschland nicht über die Chancen einer Wiedervereinigung belügen. Es gibt sie nicht. Und es gibt wichtigere Fragen der deutschen Politik in Europa.“
Und noch am 27. September 1989 erklärte der spätere Bundeskanzler Gerhard Schröder in der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“, dass eine auf Wiedervereinigung gerichtete Politik „reaktionär und hochgradig gefährlich“ sei.
Der damalige Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen – und spätere Bundespräsident eines wiedervereinten Deutschland – Johannes Rau, damals forderte eine Woche nach der Maueröffnung (!) das sofortige Ende der Wiedervereinigungsdebatte.
Oskar Lafontaine, damals SPD-Ministerpräsident des Saarlands und heute Linke [sic!], erklärte zur Frage der Wiedervereinigung – als stellvertretender SPD-Vorsitzender am 18. Dezember 1989 beim Parteitag in Berlin (!): „Welch ein historischer Schwachsinn!“
Und auch der spätere Außenminister des wiedervereinten Deutschland, Joschka Fischer, wusste in der „Bunten“ nachzulegen: „Ein wiedervereinigtes Deutschland wäre für unsere Nachbarn . . . nicht akzeptabel. Das Wiedervereinigungsgebot im Grundgesetz wäre in seiner Konsequenz ein Unglück für das deutsche Volk. Ich kann mir nicht vorstellen, welchen Vorteil die Deutschen aus einer Wiedervereinigung hätten . . .“
Nur Bundeskanzler Helmut Kohl dagegen erklärte in seiner Rede am 19. Dezember 1989 vor der Frauenkirche in Dresden „Mein Ziel bleibt, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation.“.
Bereits am 18. Januar 1989 hatte Kohl anlässlich des CDU-Kongresses „40 Jahre Bundesrepublik Deutschland“ diese vorausschauenden Worte gesprochen:
„Wenn wir das 40jährige Bestehen unserer freiheitlichen Demokratie feiern, dann vergessen wir darüber niemals, dass die Bundesrepublik nicht unser ganzes Vaterland ist: Auch die DDR wird in diesem Jahr vierzig Jahre alt. Um so mehr bekräftigen wir (…) unsere Verbundenheit mit all jenen Deutschen, denen ein Leben in Freiheit bislang versagt blieb. (…) In dieser europäischen Perspektive liegt Deutschlands Zukunft – und wenn ich Deutschland sage, meine ich nicht nur die Bundesrepublik allein. Die europäische Einigungspolitik bildet nach wie vor die einzig sinnvolle Antwort auf die ungelöste deutsche Frage. Europa muss den Rahmen bilden, in dem alle Deutschen in Einheit und Freiheit zusammenkommen können. (…) Die Wiedervereinigung Deutschlands ist Verfassungsauftrag; Friedenspolitik und europäische Einigung sind es ebenfalls. (…) Es geht um beides: um Einheit und Freiheit. Freiheit ist Bedingung der Einheit, sie darf nicht ihr Preis sein.“
Die Menschen in der DDR haben durch ihren friedlichen Protest das SED-Regime zum Einsturz gebracht und danach immer wieder öffentlich ihren Willen zur Deutschen Einheit bekundet – nicht zuletzt in den ersten freien Wahlen in der DDR, als überraschend für die linken Parteien und die Medien die Allianz für Deutschland mit Lothar de Maiziere (CDU) die Wahlen gewann. Deren Wahlprogramm hatte letztlich nur die Wiedervereinigung zum Ziel.
Für die politische Umsetzung der Wiedervereinigung bedurfte es jedoch des richtigen politischen Willens. Wir können von Glück reden, dass Helmut Kohl und die CDU/CSU damals die Regierung führten. Die Genossen und die Grünen hätten, nach all ihren seinerzeitigen Bekundungen, bestimmt keine Anstrengungen für eine Wiedervereinigung unternommen.
Im Sinne der historischen Genauigkeit und Gerechtigkeit bleibt die Deutsche Einheit das große, nie zu vergessene Verdienst Helmut Kohls und seiner damaligen Unterstützer. Ihm gilt unser aller Dank für die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes.
„Mein Ziel bleibt, wenn die geschichtliche Stunde es zulässt, die Einheit unserer Nation.“
Rede am 19. Dezember 1989 vor der Frauenkirche in Dresden.
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Rede aus Anlass des offiziellen Besuchs von Generalsekretär Erich Honecker am 7. September 1987 in Bonn Quelle, Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung. Nr. 83. 10. September 1987, S. 705-707
https://www.helmut-kohl-kas.de/index.php?key=menu_sel2&menu_sel=15&menu_sel2=213&menu_sel3=120
https://www.cdu-fraktion-hessen.de/presse/christean-wagner-spd-und-gruene-haben-sich-1989-noch-gegen-wiedervereinigung-ausgesprochen-alle-part/
https://www.focus.de/politik/deutschland/10-jahre-einheit-und150-wendehaelse-illusion-nicht-vision_aid_185563.html
Rede zur Eröffnung des CDU-Kongresses „40 Jahre Bundesrepublik Deutschland“ am 18. Januar 1989 in Bonn, Redemanuskript. Bandesgeschäftsstelle der CDU.
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